齊力斷金

懂而相擁,惜而相愛

2007/05/15

Leben im roten Bereich

Leben im roten Bereich

von David Signer

Taiwan will das bessere China sein. Aber was heisst besser? Erkundungen in einem Land, das nie zur Ruhe kommt, selten zu Sex und nicht zu sich selbst.

Wie tickt Taiwan? Kein Volk arbeitet so viel wie die Taiwaner – 2282 Stunden im Jahr. 30 Prozent der Taiwaner schuften mehr als 62 Stunden pro Woche. Taiwan ist – nach Bangladesch – das Land mit der zweithöchsten Bevölkerungsdichte der Welt. Obwohl flächenmässig kleiner als die Schweiz, gehört es zu den zwanzig erfolgreichsten Industrienationen, ist der führende Hersteller von Notebooks und verfügt über die drittgrössten Devisenreserven der Welt. Nirgends ist die Mobiltelefon-Dichte höher (jeder Taiwaner hat im Schnitt 1,14 Handys). Allerdings gibt es auf der Welt auch lediglich drei Nationen, die im Schnitt noch weniger Sex haben als die Taiwaner, und nach einer breitangelegten Studie der Zeitschrift Elle sind die Taiwanerinnen die unglücklichsten Frauen der Welt. Zu guter Letzt weist das Land im internationalen Vergleich auch die höchste Rate Kurzsichtiger auf.

Ob all das irgendwie zusammenhängt?
Peking postmodern

Vor zwanzig Jahren verwandelte sich Taiwan von einer Diktatur in eine Demokratie. Das ging einher mit einer rasanten Modernisierung und gesellschaftlichen Liberalisierung. Und so steht heute die strenge konfuzianische Arbeitsmoral neben Gay-Clubs und Piercing-Studios und all die bunten taoistischen Tempel neben verglasten IT-Hochhäusern und 24 Stunden geöffneten Supermärkten. Taiwan, von der Volksrepublik China – seit der Flucht von Maos Gegenspieler Tschiang Kai-schek nach Taiwan im Jahre 1948 – immer noch als abtrünnige Provinz behandelt, ist so wie vielleicht Festland-China in zwanzig Jahren, wenn die Liberalisierung fortschreitet, und Taipeh, das mit allen Vororten rund acht Millionen Bewohner umfasst, gewissermassen die postmoderne Version von Peking.

Ein Lebensbereich, wo die sozialen Wandlungen besonders frappant sind, ist die Familie. Bei vielen Ehepaaren arbeiten Mann und Frau, und zwar erstens sehr viel und zweitens oft in verschiedenen Städten, so dass sie ihre getrennten Wohnsitze beibehalten und sich nur am Wochenende sehen. Die Kinder wachsen dann mehrheitlich bei den Grosseltern auf, die allerdings Vorstellungen aus einer Welt mitbringen, die mit der gegenwärtigen Realität kaum noch etwas gemein hat.

Da für Taiwaner jedoch vor allem zählt, den Kindern eine gute Ausbildung zu vermitteln, werden sie vom Schulschluss bis in die späten Abendstunden mit Zusatzkursen und Nachhilfeunterricht eingedeckt.

In Taipeh bin ich bei einem Chirurgen zu Besuch. Seine sechsjährige Tochter lernt in der Schule bereits Englisch. Aber auch darüber hinaus besucht sie am Abend noch Englisch-, Zeichen-, Tanz- und Klavierstunden. Voller Stolz spielt sie auf dem Klavier auswendig klassische Stücke vor. Im August wird die ganze Familie in die USA reisen, damit die Kleine in einem zweiwöchigen Sommercamp ihr Englisch verbessern kann. Ich frage den Vater, ob er nicht befürchte, der Druck auf die Kinder könne zu hoch werden. Aus Japan hört man ja immer wieder Geschichten von Schülern, die sich wegen der Schande einer missratenen Prüfung umbringen.

«Ja, manchmal nützt zu viel Aufwand gar nichts», sagt der Arzt. «Die pianistischen Wunderkinder beispielsweise spielen zwar manchmal mit 14 schon virtuos, aber mit 25 sind sie dann auch nicht weiter als jene, die erst mit zehn begonnen haben.»

Doch er spricht auch von der Konkurrenz zwischen den Eltern in seinem Milieu, der man nicht entkomme, und er benützt sogar das Wort «Hochrüstung». Kommt hinzu, dass die Ein-Kind-Familie, in China erzwungen, in Taiwan freiwilliger Normalfall ist. Natürlich wird mehr Energie und Geld auf die Förderung des einzelnen Kindes verwendet als in grossen Familien.
Der riesige Zwerg

Der Akzent, der auf Bildung und Leistung gelegt wird, ist ein Charakteristikum aller konfuzianisch geprägten Länder: China, Japan, Korea, Singapur. Aber in Taiwan kommt noch verschärfend hinzu, dass die Bewohner, vor dem Hintergrund der Geschichte, der Welt zeigen wollen, dass sie das bessere China sind.

Von 1895 bis 1945 war Taiwan von Japan besetzt, dann ging es an China über. Aber als nach dem Zweiten Weltkrieg Maos Rote Armee den Nationalistenführer Tschiang Kai-schek besiegte, floh dieser mit 1,5 Millionen Zivilisten (hauptsächlich Vertretern der gebildeten Oberschicht), 500000 Soldaten und dem Staatsschatz nach Taiwan. Sowohl Mao Zedong wie Tschiang Kai-schek betrachteten sich als legitime Repräsentanten Chinas. So ist der offizielle Name Taiwans bis heute «Republik China».

Die USA rüsteten Taiwan hoch, als Speerspitze gegen das kommunistische China, und Tschiang Kai-schek rückte bis zu seinem Tod 1975 nicht von seinem Ziel ab, China zurückzuerobern.

Taiwan hat eine Bevölkerung von 24 Millionen, China 1,3 Milliarden. Der Inselstaat ist wirtschaftlich zwar eine Weltmacht, politisch steht er isoliert da. Taiwan hat in der Uno nicht einmal Beobachterstatus und wird nur gerade von 27 Staaten offiziell anerkannt, zum Beispiel von Palau, Kiribati oder Swasiland. Denn die Volksrepublik China verweigert denjenigen Ländern diplomatische Beziehungen, die Taiwan anerkennen, und wer möchte es sich schon, gerade heute, mit China verscherzen?
Und noch ein Superlativ

Auf Schritt und Tritt spürt man in Taiwan die ambivalente Präsenz Chinas, wie einen grossen Bruder, von dem man sich abgrenzen möchte, der aber sogar in der Distanznahme immer noch massgebend bleibt. Taiwan achtet die Menschenrechte, wird immer wieder betont, in Taiwan leidet niemand Hunger, in Taiwan herrschen Meinungs- und Pressefreiheit, Taiwan ist fortschrittlich, demokratisch, liberal, kosmopolitisch, postindustriell und postmodern: das bessere China. In Taiwan spürt man eine Wachheit und Wachsamkeit, die manchmal an Israel erinnert; wie dieses bezieht es seine Legitimierung ein Stück weit daraus, besser als die feindlichen Nachbarn zu sein. Aber die Bewohner scheinen sich in der anstrengenden Lage eines Jumbos zu befinden: Sinkt das Tempo unter ein gewisses Limit, stürzt er ab.

Sheena Chang ist Redaktorin bei der China Times. Auch ihre Tochter besucht seit dem vierten Lebensjahr Zusatzkurse für Englisch. Ihr geht es vor allem darum, dass es das Mädchen einmal an eine staatliche Universität schafft. Die sind besser als die privaten, und erst noch günstiger. Das führt zur paradoxen Situation, dass es vor allem die Kinder von gebildeten und reichen Eltern, die sich all die Speziallektionen leisten können, an die «guten» Unis schaffen, wo sie erst noch fast nichts bezahlen müssen, während die Unterschichtkinder für ihren Platz an einer schlechten Uni noch drauflegen. Das vergrössert auf lange Sicht den Graben zwischen Arm und Reich, zwischen Land und Stadt.

Sheena Chang präsentiert einen weiteren Taiwan-Superlativ: Nirgendwo auf der Welt schlafen die Kinder gemäss ihrer Statistik so wenig wie in Taiwan. Sie selbst bezeichnet sich und ihresgleichen als «pm-people»: «Ich geh 2 pm (also 14 Uhr) arbeiten und komme 10 pm (also 22 Uhr) nach Hause.» Auch die meisten Angestellten aus der IT-Branche arbeiten nachts, weil ihre Kunden in Europa oder den USA sitzen, wo es dann Tag ist. Die Kinder solcher «pm-Eltern» bleiben mit ihnen bis um Mitternacht auf: Sie essen zusammen, schauen fern, machen Computerspiele. Bloss, dass die Kinder dann – im Gegensatz zu den Eltern – um 7 Uhr aufstehen müssen.

Sie erzählt das alles so sachlich, dass ich sie schliesslich schüchtern frage, ob das der Gesundheit der Kinder auf lange Sicht nicht etwas abträglich sei.

«Vielleicht schon», sagt sie, «aber das macht sie auch widerstandsfähiger. So lernen sie, später Druck auszuhalten. Das grössere Problem ist die Verweichlichung durch die Grossmütter. Die überfüttern sie bloss, ohne sie etwas zu lehren.»

Die Schriftstellerin Yen Minju erzählt mir, dass sie während ihrer Schulzeit zu Hause noch keine Waschmaschine hatten und sie ihre Kleider auf dem Waschbrett schrubben musste. Um die Zeit doppelt zu nutzen, heftete sie jeweils Zettel mit neuen englischen Wörtern neben das Waschbrett, die sie während der Arbeit im Auge behielt.

Einmal sitze ich abends mit einem Psychiater in einer heissen Quelle (neben Karaoke eines der Lieblingsfreizeitvergnügen der Taiwaner). Um zehn Uhr nachts bemerkt er, er müsse jetzt nach Hause gehen, um noch mit seiner Tochter zu lernen.

«Um diese Zeit?», frage ich erstaunt.

«Sie hat morgen um neun Uhr Chemieprüfungen, und ich gehe den Stoff noch mal mit ihr durch.»

Eine Schweizerin, die lange Zeit in China und Taiwan verbrachte, erklärt mir: «Was diesen Leuten etwas bedeutet, ist Geld verdienen und essen. Liebe oder Sex sind unwichtig. Jemand sagt dir: Ich liebe dich. Das heisst gar nichts. Aber wenn er dir ein gutes Stück von seinem Fleisch abgibt, dann weisst du, dass du ihm wichtig bist.»
Dieses kurze, vollkommene Glück

Die taiwanische Erotik ist nicht einfach zu verstehen. Die Leute sind im Allgemeinen recht prüde, ausser im Zentrum von Taipeh gibt es kaum Pärchen, die in der Öffentlichkeit Händchen halten oder sogar weitergehende Zärtlichkeiten austauschen. Aber dann gibt es zum Beispiel die aufreizenden Betelnussverkäuferinnen. Nur mit einem Bikini bekleidet, sitzen sie in einer Glaskabine, die dank dem grünen Neonstern schon von weitem zu erkennen ist. Man hält mit dem Wagen, sie kommt heraus, beugt sich durchs offene Fenster, so dass man in ihren Ausschnitt schauen kann, geht hüfteschwingend auf ihren Stöckelschuhen zurück, um das Bestellte zu holen, und reicht einem die Nüsse mit einem verführerischen Lächeln. Schwindel und Schweissausbruch als Folge des Betelkauens machen das Glück dann vollkommen.

Die Betelnüsse kosten bei den Mädchen doppelt so viel wie im normalen Laden, aber vor allem Taxi- und Lastwagenfahrer nehmen den Aufpreis gerne in Kauf. Die Verkäuferinnen sind am verbreitetsten auf dem Land, wo man sonst kaum Zärtlichkeiten zur Schau stellt, während sie der Bürgermeister des liberalen Taipeh zumindest aus dem Stadtzentrum zu verdrängen sucht.

Auch traditionelle Heiler benützen Erotik als zusätzlichen Kaufanreiz, wenn sie ihre Wundermittel zusammen mit einem leichtbekleideten Mädchen anbieten. Am erstaunlichsten ist aber, dass die «sexy Girls» an Hochzeiten und sogar Beerdigungen auftreten. Es gibt einen Umzug mit mehreren Autos und Lastwagen; auf einem liegt der Sarg mit dem Verstorbenen, auf einem anderen finden sich die Klageweiber, und auf einem dritten tanzen die «Girls». Offenbar empfinden die Anwesenden, unter denen sich auch viele Kinder befinden, keinen Widerspruch zwischen der Tabledance-Atmosphäre und der Trauer angesichts des Todes. «Die Hinterbliebenen geben viel Geld aus für die Darbietungen, damit zahlreiche Leute kommen, und erweisen dem Verstorbenen damit die letzte Ehre», erklärt man mir.

Wegen der beengten Verhältnisse ist es für Liebespaare und sogar Eheleute nicht einfach, sich zurückzuziehen. Kinder schlafen oft noch bis ins Schulalter im Elternbett. Ein bevorzugter Ort für intime Treffen war lange das MTV: Kabinen, wo man sich zusammen Filme nach Wunsch anschauen konnte. Irgendwann traten aber die Ordnungshüter auf den Plan, die Kabinen durften nicht mehr abgeschlossen werden, und jederzeit konnte ein Aufseher hereintrampeln. Das Liebesgeschehen verlagerte sich in die Parks und die KTV. Das sind Gebäude mit Dutzenden von Räumen, in denen man zu zweit oder auch in grösseren Gruppen Karaoke singt. Man kann Essen und Trinken bestellen, aber auch hier platzt möglicherweise plötzlich der Kellner herein. Dafür hat jeder Raum eine auffällig geräumige – und abschliessbare – Toilette. Seit einiger Zeit sind nun vor allem die Motels gefragt, wo man sich relativ günstig einnisten kann – drei Stunden kosten etwa dreissig Franken. Nachteil: Sie liegen meist etwas abgelegen, man braucht ein eigenes Auto.
Was sie hat, will er nicht

Leichter als ein Liebesnest findet man ein gutes Restaurant. Taipeh liegt auch gastronomisch an geostrategisch idealer Lage. Hier kreuzen sich die Küchen der Japaner, Chinesen, Koreaner, Thailänder, Amerikaner, Europäer und der taiwanischen Ureinwohner. Es gibt Tausende von Lokalen, sogar ein drehbares Panorama-Restaurant an der Spitze des Kamins der Kehrichtverbrennungsanstalt, mit dem Namen «Star Tower».

Offensichtlich besteht für die Taiwaner ein enger Zusammenhang zwischen Essen und Sex. Bei jeder zweiten Speise wird einem erklärt, sie sei besonders wichtig für Männer. Das gilt für lokale Spezialitäten wie Rindsaugen, Bienenlarven, Schwalbennest (aus dem Speichel der Vögel), Heuschrecken, getrockneten Hirschpenis, Haifischflosse, Seegurke, Baumpilz, getrocknete menschliche Plazenta, ungeborenes Küken im Ei (roh), Ginseng, Bärenknochen, Entenzunge, Seepferdchen, aber vor allem für Schlange. Am Huaxi-Nachtmarkt kann man am Wochenende jeweils bewundern, wie ein billiger Jakob die Schlange an einer Schnur aufhängt, sie bei lebendigem Leib der Länge nach aufschneidet, ihr Blut in einem Glas auffängt und den Schaulustigen zur Degustation anbietet. Dann entfernt er die Galle und drückt sie ebenfalls in ein Gläschen aus. Der gallertige Schleim scheint besonders gesund und potenzfördernd zu sein, wie der Anpreiser mit seinem Essstäbchen zwischen den Beinen unmissverständlich demonstriert. Im Hintergrund verschlingen Feinschmecker an Campingtischchen derweil Schlangen- und Schildkrötensuppe.

Die Frauen macht das auch nicht unbedingt glücklicher.

Nehmen wir zum Beispiel Chang Mei-Ling. Sie ist Mitte dreissig, hat Romanistik studiert und arbeitet jetzt bei einer französischen Firma. Sie ist Single. Denn all das, was bei einem Mann Pluspunkte wären – Bildung, gute Stelle, hohes Einkommen –, werden bei ihr zu Minuspunkten, sagt sie. Kommt hinzu, dass sie auch noch gross gewachsen ist. Ein Mann wünscht sich, gebildeter als die Frau zu sein, über ein besseres Einkommen zu verfügen und einen Kopf grösser zu sein. Und sie selbst wünscht es sich vielleicht auch. Die wenigen, die all diese Kriterien erfüllen, arbeiten so viel, dass sie kaum Zeit für eine richtige Partnerschaft finden.

Einmal war Chang Mei-Ling verheiratet. Sie wollte Kinder, er nicht. Er sagte, er wolle zuerst eine Million US-Dollar verdienen. Sie sahen sich praktisch nie. Irgendwann merkte sie, dass er mit seiner Geschäftspartnerin liiert war, und sie liess sich scheiden. «Alles wird der Karriere untergeordnet», sagt sie. «Die meisten Taiwaner sind so. Manchmal versuchen sie sich der Frau zuliebe zu ändern, aber hassen sie nach einer gewissen Zeit, weil sie das Gefühl haben, sie habe ihnen etwas weggenommen.»

Ihre Eltern waren auch dauernd geschäftlich unterwegs, als sie ein Kind war. Meist war die älteste Tochter für die Geschwister verantwortlich. «Deshalb sind wir so clever und selbständig», sagt sie, «weil wir ohne Aufsicht aufwachsen mussten.»

Nächste Woche wird Chang Mei-Ling an einem «Motivations-Trip» teilnehmen: Ihre Firma lädt die zwölf besten Mitarbeiter für eine Woche nach Hawaii ein. Sie wohnt noch zu Hause. Ihr Ausgang beschränkt sich auf Geschäftsessen und Karaoke-Abende mit Klienten. Im Gegensatz zu den meisten andern Office-Ladies macht sie sich nichts aus Shopping-Malls und teuren Markenkleidern; ihr Salär gibt sie für Reisen aus – letztes Jahr war sie mit ihrer Mutter in einem Fünf-Sterne-Resort auf einer Pazifikinsel – und für ihre Sammlung an Plüsch-Schweinchen.

Einmal sagt sie mir: «Du denkst, unsere Gesellschaft ist bunt und frei. Aber das scheint nur so, weil wir wurzellos sind. Unsere Eltern waren Migranten, sie waren schon fremd, als sie hierher kamen, und heute verstehen sie gar nichts mehr. Die meisten können ja nicht mal einen Computer anstellen. Wir sind alles Waisenkinder, und unsere eigenen Söhne und Töchter werden es ebenfalls sein.»

Sie erklärt auch: «Viele Leute arbeiten nicht jeden Abend bis zehn Uhr, weil sie müssen, sondern wegen ihrer inneren Leere. Sie träumen davon, bis fünfzig genug gespart zu haben, um sich zur Ruhe setzen zu können. Und dann sterben sie vor Langeweile.»
GPS für verlorene Seelen

Die Diskrepanzen und Ungleichzeitigkeiten in der taiwanischen Gesellschaft sind verwirrend. Da ist zum einen die Hypermodernität, die Europa alt aussehen lässt. Bereits die Hälfte der Fläche von Taipeh ist Wireless-LAN-Zone; auch in der Metro kann man seine E-Mails abrufen. Ziel des Bürgermeisters ist es, Taipeh zur ersten «drahtlosen» Stadt der Welt zu machen. Viele Leute haben GPS im Handy; so können sie sich, auch wenn sie sonst verloren sind, zumindest geografisch jederzeit orientieren. An den Strassenüberquerungen zeigt die Verkehrsampel, wenn sie für die Fussgänger auf Grün wechselt, ein Männchen, das erst gemächlich schlendert, während oben ein Countdown die noch verbleibenden Sekunden anzeigt. Dann beschleunigt das Männchen, bis es am Ende wie wahnsinnig spurtet.

In vielen Taxis stecken sogar in den Nackenstützen Bildschirme, so dass man während der Fahrt auf dem Hintersitz Nachrichten schauen kann, um ja keine Zeit zu verlieren. Überhaupt, die Effizienz. Eine Taiwanerin erzählt mir, sie habe einmal in Deutschland an einer Hochzeit teilgenommen.

«Und, wie war's?»

«Schrecklich, es dauerte ewig.»

Sogar eine Heirat muss speditiv abgewickelt werden.

Es gibt Restaurants, wo an jedem Tisch ein Bildschirm steht, wo man sich hundert verschiedene Programme während des Essens anschauen kann, und in vielen Hotels werden Bade- und Schlafzimmer lediglich durch eine Fensterscheibe getrennt. Damit man der Frau vom Bett aus beim Duschen zuschauen kann? Nein, umgekehrt: Damit man sogar vom Bad oder der Toilette aus fernsehen kann.

Ein technisches Wunderwerk ist auch der 508 Meter hohe Büroturm «Taipei 101»: Er verfügt über den schnellsten Lift der Welt; mit sechzig Stundenkilometern schleudert er einen innert Sekunden zum achtzigsten Stockwerk. Aber man spürt nichts: Die Kabinen sind mit einem Druckausgleich ausgestattet.

«Wir müssen eben immer die Besten sein», kommentiert Chang Ming-Lei lakonisch.

Aber zugleich ist «Taipei 101» nach Fengshui-Prinzipien konstruiert, jener traditionellen Lehre, die die Architektur den unsichtbaren Strömungen und Geistern eines Ortes anpasst. Nach dieser Auffassung soll etwa der Hinterausgang nicht in gerader Linie hinter dem Eingang liegen; sonst riskiert man, dass der Besucher das Haus durchquert und hinten gleich wieder verlässt. Auch ist es nach Fengshui schlecht für die Bewohner, wenn eine Strasse direkt auf ihr Gebäude zuführt; für die Läden im Erdgeschoss ist es allerdings vorteilhaft. Eine Möglichkeit, die schlechten Einflüsse abzuwehren, ist das Anbringen eines achteckigen Spiegels am Fenster. Die Taiwaner sind offensichtlich vorsichtige Leute, die versuchen, allen Eventualitäten des Lebens vorzubeugen; in den Strassen sind überall Überwachungskameras und Alarmknöpfe angebracht, die meisten Balkone vergittert (was allerdings das Problem mit sich bringe, wie mir ein Bewohner erklärt, dass man im Brandfall nicht fliehen könne). Die zusätzlichen Spiegel haben gemäss diesem Bewohner den Zweck, das Negative wie einen Lichtstrahl abzulenken oder zurückzuwerfen.
Öko-Geld brennt besser

«Taipei 101» besteht aus lauter Abschnitten von acht Stockwerken; acht ist die chinesische Glückszahl. Vier ist die Unglückszahl, deshalb gibt es keinen vierten Stock. Das Gebäude ähnelt mit seinen wie ineinander gesteckten Teilen einem Bambus. Der Bambus – leer und flexibel, aber doch hart – ist ein altes Symbol für Widerstandsfähigkeit und Fortschritt. Tatsächlich ist «Taipei 101» so gebaut – unter anderem mit einer 660 Tonnen schweren, im Innern des Gebäudes hängenden Stahlkugel als Dämpfer –, dass es auch bei schweren Erdbeben schwankt, aber nicht bricht, wie ein Bambusrohr im Wind.

Was auch frappiert in dieser hyperkapitalistischen Gesellschaft – wiederholt sagt man mir: «Nur wer faul ist oder zu viele Kinder hat, ist arm» –, sind all die Leute, die vor ihren Läden Geld verbrennen. Es sind nicht richtige Banknoten, sondern «Geldscheine», die speziell für Opferzwecke produziert und verkauft werden. Die Inhaber verfeuern sie in Blecheimern vor ihren Shops und erbeten guten Geschäftsgang. Seit kurzem gibt es sogar Öko-Geld; es produziert weniger Rauch, ist aber dafür etwas teurer.

In der IT-Hochburg Taipeh wimmelt es nur so von taoistischen, konfuzianischen und buddhistischen Tempeln, die zugleich Orakelplätze sind. Im Gegensatz zu Kirchen in der Schweiz sind die Tempel auch von Jungen frequentiert. Es gibt zum Beispiel den City-God-Tempel; massenweise bieten hier junge Frauen mit Gucci- oder Louis-Vuitton-Täschchen am Samstagmittag Blumen und Verlobungskuchen auf den Götterschreinen dar, bevor sie auf Shoppingtour gehen. Denn hier thront auch der Gott der Heirat, dem die Frauen mittels Orakelstäbchen Fragen zu ihrem Zukünftigen stellen können.

Eines Abends besuche ich einen Tempel, davor steht eine Art fahrbarer Schrein. «Da tut man den Gott rein und fährt damit herum, etwa an seinem Geburtstag», erklärt man mir. «Jetzt ist der Gott gerade in China, aber morgen kommt er zurück, und dann gibt es eine Prozession.»

Die Prozession am folgenden Tag ist ein Riesenspektakel mit Knallfröschen, roten bengalischen Fackeln, einer fahrbaren Lichtorgel, Stroboskopblitzen, Feuerwerk, Tschinellen, Trommeln und klirrenden Lautsprechern. Und der «Gott», von dem die Rede war, ist eine bunt bemalte Holzfigur, die in einer langen wippenden Sänfte durch das Quartier getragen wird, von grellen Neonröhren beleuchtet, die von einem hinterhergeschobenen, infernalisch knatternden Generator gespeist sind. Die Stars des Umzugs sind jedoch Hsie und Fan, die normalerweise als Tempelwächter-Statuen fungieren.

Hsie hat ein schwarzes Gesicht, Fan hat eine heraushängende Zunge und ist so gross, dass der Mann, der sein Kostüm trägt, durch ein Loch in seinem Hemd guckt. Alles brustaufwärts balanciert er auf seinem Kopf. Ihr Aussehen erklärt sich durch eine Geschichte. Eines Tages verabredeten sie sich auf einer Brücke. Hsie war zu früh da und schaute während des Wartens ins Wasser hinunter, bis er das Gleichgewicht verlor und hinunterstürzte. Als Fan kurz darauf erschien und seinen Freund tot vorfand, erwürgte er sich aus Verzweiflung mit den eigenen Händen. Deshalb hängt ihm die Zunge heraus, während sein ertrunkener Freund im dunklen Wasser schwarz wurde. In Taipeh sagt man, dass die Geister der beiden nachts, mit Ketten beschwert, durch das Manka-Viertel streifen und Diebe verschlingen. Tatsächlich ist die Verbrechensrate in Manka niedriger als in andern Teilen der Stadt.

In Taipeh gibt es mehrere monumentale Plätze für die Helden der Nation, unter anderem für Tschiang Kai-schek und Sun Yat-sen. Sie bestehen aus einer riesigen Gedenkhalle mit einer überlebensgrossen Statue, herausgeputzten Wachsoldaten davor und viel Leere darum herum, die die Unsterblichen in den richtigen Abstand zum Alltagsleben rückt. Verblüffend ist nun aber, wie die Stadtbewohner mit diesen respektgebietenden Orten umgehen. Wer sich nämlich morgens um fünf schlaftrunken aus der noch stillen Stadt dorthin begibt, sieht sich plötzlich einer Art Karneval gegenüber. Aus Dutzenden von Lautsprechern schallt eine Kakofonie aus Marschmusik, Hip-Hop, chinesischer Klassik, Country, Tango und New-Age-Gesäusel. Es gibt Gruppen, die dazu Tai-Chi praktizieren, andere üben Schwertkampf, noch andere proben Gesellschaftstänze im Frühnebel. Ein grauhaariges Ehepaar wirft sich einen rosa Frisbee zu. Es sind Hunderte von Leuten. Manche Gruppen erscheinen im Kimono, manche im Cheerleader-Look, manche im Rapper-Outfit mit XXL-Hose und Kapuze (auf einem Rücken steht «Gung Fu New Fashion very good»). Viele Teilnehmer sind schon älter und fragen einen: «Wie viele Jahre geben Sie mir?» Meistens sind sie etwa doppelt so alt, wie sie aussehen. Es gibt aber auch Junge, die hier im Morgengrauen Salsa üben, der momentan besonders in ist. Das Spektakel findet gleich unter dem «Taipei 101» statt. Geschäftsleute eilen in die dortige Richtung, in Anzug und Krawatte, zwischen Kung-Fu-Kämpfern und Schattenboxern hindurch, einige von ihnen mit Mundschutz. Der ganze Anlass ist nicht organisiert, viele Teilnehmer kommen zwar regelmässig, aber die Gruppen ändern sich dauernd.
Ich töte dich

Um sieben Uhr erscheinen die Wachsoldaten im Stechschritt. Sie hissen die taiwanische Flagge, und die Nationalhymne ertönt. Auf einen Schlag halten alle inne und nehmen Haltung an. Aber nur für ein paar Minuten; dann geht es weiter mit Papierschirm-Ballett, Aerobic, Rock 』n' Roll und Qigong. Derweilen sitzt überall im Park Sun Yat-sen, der «Vater der Nation», mal aus Stein, mal aus Bronze, und guckt dem Treiben stoisch zu.

An einem regnerischen Nachmittag besuche ich Peng Wu Chih. Er ist einer der bekanntesten Tai-Chi- und Kung-Fu-Meister des Landes und unterrichtete unter anderem Andy Hug.

Ursprünglich war er Arzt, wandte sich später der traditionellen chinesischen Medizin zu und schliesslich den asiatischen Kampfkünsten. Er war der letzte Privatschüler des berühmten Kampfsportmeisters Liu Yun-Qiao, der seinerseits Sicherheitsdienst-Chef von Tschiang Kai-schek war. Er pflegte ihn in seinen letzten Monaten, als Yun-Qiao schon so geschwächt war, dass er ihn nur noch anhand von Essstäbchen unterrichten konnte.

Eine von Peng Wu Chihs Spezialitäten ist das «Rapid Tai-Chi». Er behauptet, Tai-Chi sei ursprünglich nicht schildkrötenhaft langsam wie heute praktiziert worden, sondern ganz schnell. In einem Restaurant, zwischen Hauptgang und Dessert, gibt er eine Kostprobe neben dem Esstisch. Der ganze Ablauf dauert bei ihm bloss ein paar Sekunden. Überhaupt liebt Dr. Peng die Geschwindigkeit und macht seinem Namen alle Ehre. Bevor wir in sein Auto steigen, sagt er: «Schnallt euch an, ich fahre wie James Bond.» Was dann nur leicht übertrieben ist. Er spricht über «Chi», die Lebenskraft, und sagt: «Meditation besteht nicht darin, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern darin, präsent zu sein. In 0,5 Sekunden zu ziehen, wenn der Gegner in 2 Sekunden zieht. Deine Mitte nicht zu verlieren, auch wenn du busy bist.» Einmal packt er mein Handgelenk, nicht fest, aber ich spüre eine schreckliche Kraft. Es ist, als ob man bei einem Ferrari das Gas antippt; er könnte mich in einem Sekundenbruchteil töten, wenn er nur wollte.

Einer seiner Schüler erzählt: «In der ersten Lektion sagte er mir: I will kill you. Das stimmte dann auch. Während des Unterrichts bei ihm starb ich innerlich; er zerstörte meine Wertvorstellungen. Das Wichtigste bei der Kampfkunst ist Achtsamkeit; und dafür musst du dich deiner Vergangenheit entledigen.»

Peng Wu Chih beendet die Begegnung mit einer kurzen Geschichte: «Zwei Männer starben. Gott fragte sie, was sie sich im nächsten Leben wünschten. Der eine sagte: viel Geld kriegen. Der andere: viel Geld geben. Der erste wurde als Bettler wiedergeboren, der zweite als Millionär.»
Bei lebendigem Leib!

Am 1. Mai suche ich Demonstranten – umsonst. Es gibt keine Arbeiterkundgebungen. Taiwan ist der Traum jedes Neoliberalen: Bis vor kurzem existierte praktisch keine Arbeitslosenversicherung (und es gab – zumindest offiziell – praktisch keine Arbeitslosen), keine Kranken- und Altersvorsorge, keine Sozialfürsorge. Alles privat beziehungsweise in der Familie geregelt. Manche Angestellten «schenken» der Firma sogar einen Teil ihrer Ferien. Auch Bauvorschriften scheinen unbekannt zu sein; Taipeh ist für einen Architekten zugleich Traum und Alptraum, denn alles ist möglich (Höhepunkt: ein Gebäude in Form einer Damenhandtasche).

Dafür findet beim Märtyrerschrein wie jeden Tag eine pompöse viertelstündige Wachablösung statt, an deren Ende sich die Wachen etwa ein Dutzend Mal die Gewehre zuwerfen, steif und mechanisch wie Roboter. Jeder Handgriff ist perfekt und absolut gleichzeitig. Eine Art Synchronschwimmen in Uniform. Anschliessend stehen sie eine Stunde auf dem Podest, unbeweglich wie Statuen; nicht einmal Zwinkern ist erlaubt. Von Zeit zu Zeit wischt ihnen ein Adjutant den Schweiss von der Stirn oder zupft die Epauletten zurecht.

Die Wachen sind Soldaten. In Taiwan besteht für jedermann eine zweijährige Militärpflicht. Die Auserwählten – nur mit einem ausgezeichneten Leumund ist man dabei – üben sechs Monate lang, täglich von 8 bis 17 Uhr, erklärt mir ein Wachsoldat. Dann stehen sie hier während vier Monaten, und dann woanders, nochmals vier Monate. Beim Üben kommt es offenbar öfter zu Unfällen, vor allem beim Gewehr-Zuwerfen: Kürzlich hat sich ein Soldat an der Stirn verletzt. Besonders gefährlich ist natürlich das Bajonett; vor zwei Monaten verlor ein Anfänger sogar ein Ohr. Mit einer Narbe darf man dann nicht mehr aufs Podest.

Was passiert, wenn einem ein Fehler unterläuft?

«Bei einem leichteren Patzer muss man während einer Stunde zur Wand stehen. Wenn man das zugeworfene Gewehr nicht fangen kann, werden einem Ferientage gestrichen.»

Und woran denkt man, wenn man Stunden unbeweglich in der Sonne stehen muss?

«Man versucht, an etwas Schönes zu denken.»

Es gibt keine Arbeiterdemonstration, dafür, anlässlich des Besuches des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Washington, einen Umzug von Falun-Gong-Anhängern in Taipeh. Diese spirituelle Vereinigung, die grösste in Asien, ist in China verboten.

Kürzlich trat ein Arzt an die Öffentlichkeit, der bezeugte, er habe in einem chinesischen Konzentrationslager gearbeitet, wo Zehntausende Falun-Gong-Mitglieder nicht nur Zwangsarbeit verrichten müssten, sondern wo ihnen bei lebendigem Leib Organe entnommen würden, die man dann für Transplantationen verkaufe.

Antichinesische Propaganda? So oder so: Solche Mitteilungen schrecken die Taiwaner auf und erinnern sie daran, dass der eigene Wohlstand gefährdet ist: ein Gärtchen auf einem Felsvorsprung. Vor zehn Jahren tätigte Taiwan noch höhere Militärausgaben als China; inzwischen gibt China dreimal so viel für Rüstung aus. 600 Raketen sind auf Taiwan gerichtet, und jedes Jahr werden es 75 mehr. Ein falsches Politiker-Wort zum Tabuthema «formelle Unabhängigkeit» in Taipeh, und vielleicht wird in Peking schon auf einen roten Knopf gedrückt.
Die Zukunft ist anstrengend

Kürzlich zahlte China dem winzigen Inselstaat Nauru im Pazifik 150 Millionen Dollar, damit er diplomatische Beziehungen mit Peking statt mit Taipeh aufnehme. Da kann Taiwan nicht mithalten. Es kann nur versuchen, sich ausserhalb der offiziellen Beziehungen – vor allem wirtschaftlich – unverzichtbar zu machen. Aber das ist ein anstrengender und einsamer Job.

Am letzten Tag fahren wir zum «Kindererholungszentrum», einer Art asiatischer Walt-Disney-Park. Eine schöne, aufwendige Anlage. Bloss gibt es keine Kinder dort, die sich erholen, nicht ein einziges. «Heutzutage spielen Kinder lieber zu Hause mit dem Computer», sagt eine Aufseherin, eine andere: «Die meisten besuchen bis abends noch Kurse», und der Wächter am Ausgang: «Die Eltern haben keine Zeit, mit den Kleinen hierher zu kommen.»

Auf dem Rückweg schnappe ich im Vorbeifahren ein Bild auf: Auf einem leeren Spielplatz sitzt im einsetzenden Regen ein Geschäftsmann im schwarzen Anzug auf einer Schaukel und telefoniert

以上為德文原文
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Love and Loneliness in Taiwan 台灣的愛與寂寞(英文版翻譯後的標題)

此篇文章原刊登於2006年七月一日荷蘭的報紙,網址如下:http://www.trouw.nl/deverdieping/letter-geest/article375747.ece/Liefde_en_eenzaamheid_in_Taiwan),

寫在翻譯前 :

這 篇原文Love and Loneliness in Taiwan的作者David Signer是曾在台灣待過兩個星期的一位瑞士人,在歐洲所發表為荷文、德文的文章。筆者知道此文章是一位歐洲友人口述給我聽的。當時我聽到此文章時,對 歐洲人以自己文化來看台灣的觀感時震懾住了。但思之再三卻又時感驚訝又時感戚戚。我請友人為我翻譯為英文,我們也去函詢問TROUW該報轉譯中文發表在網 上的可能性等等,接著去函給原作者,原作者應允中文翻譯公開發表後,筆者開始著手,但因為私人因素所以延遲了工作。

作者David Signer ,1964年生,是一位歐洲的人類學家,專研人類學與社會學。走訪過中東、非洲各國,對文化有深入的研究。其以歐洲人的文化背景與觀點來看台灣,讀者可以 得見作者著實下了番工夫去瞭解台灣的歷史背景、政治經濟與教育現況,尤其是其以不偏不倚的人文立場客觀地看台灣的現象。在翻譯過程中,筆者與原作者通過 mail。他告訴筆者無意為文使任何人不悅,但是以一個外國文化來看台灣,在某些特定事情上確實讓他吃驚。筆者不是專業翻譯者,且轉譯了兩次不同語言,字 字計較地去深入瞭解作者的寫作感情與文化背景是我努力的。

在您讀過這篇文章後,是否也正思索著作者所述的某些點正巧也碰觸到深愛台灣的你我的寂寞與愛呢?

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